Mittwoch, 13. April 2022

Mittwoch, 13. April 2022 „Höllenfahrt“ nach Pai

Vielleicht zuerst noch ein paar Sätze zu Chiang Mai.


Chiang Mai ist die zweitgrößte und auf jeden Fall schönste Stadt in Thailand. Vor allem der alte, von einer Mauer umgebene Stadtkern ist eine Reise wert. Im alten Lanna (oder auch Lan Na) – Reich war sie nach Chiang Rai die Hauptstadt. Es gibt zahllose Sehenswürdigkeiten (für den kulturell interessierten Menschen) und auch eine riesige Partyszene. Wenn hier das Wasserfest Songkran ist, steppt hier der Bär. Nicht nur die Thais drehen völlig durch, nein, sie werden auch von den normalerweise zahlreichen Touristen unterstützt. Eigentlich ertrinken hier immer 5-6 Leute während der Festtage, wenn sie betrunken in den Ping fallen. Es gibt tolle Museen, einen sehr schönen Zoo und die ganze Gegend ist Urwald. Das (fast) Beste ist, dass wir hier schon etwas höher liegen und das Klima besser ist, als im Rest des Landes. Man kann es hier riskieren, ohne Klimaanlage zu schlafen, da die Temperaturen nachts ziemlich runter gehen. So weit, so gut.


Der Wecker stand auf 6 Uhr. Ich Idiot! Es hätte heißen müssen: 1 Uhr. Die Systemzeit bei mit ist noch die deutsche Zeit, das hatte ich vergessen. Um 6:30 bin ich aufgewacht und habe „sicherheitshalber“ mal auf die Uhr geschaut.

Na ja, da war das Frühstück heute etwas kürzer. 2 Kaffee, ein paar Kekse und Abmarsch.




Das Moped war ja vollgetankt und so packte ich das Handy in die wirklich gute Handyhalterung und startete die Navigation. Die Straßen waren noch einigermaßen frei, aber als ich am Markt vorbeikam, war ich in der Hölle. Mitten auf der Straße standen Tuktuks und Rikschas, Leute und Motorräder bewegten sich kreuz und quer über den 4-spurigen Highway. Aber danach wurde es besser. Es war mehr Verkehr, als ich erhofft hatte, aber es ging.

Nach 5-6 km konnte ich die Navigation ausschalten, denn von hier aus ging es mehr oder weniger geradeaus.


Dieser Highway war 4-6 - spurig. Es gab neben den 4 Fahrbahnen noch 2 Randstreifen, und da sollten Fahrräder und Mopeds fahren. 

Allerdings waren da auch die meisten Schlaglöcher. Aber der Verkehr wurde weniger und so fuhr ich durchgehend auf einer der anderen Spuren. 

Nach knapp 30 km bog ich links ab auf die Straße nach Pai.






Was weiß ich über Pai?


Eigentlich war Pai immer ein verschlafenes Dorf nahe der Burmesischen Grenze. Aber dann mauserte sich die Stadt zum Mekka der Hippies, Aussteiger und Backpacker. Die Berge hier sind traumhaft schön und viele Bergvölker leben hier in der Gegend (Karen, Hmong, Lihsu). Bekannt wurde der Ort auch, weil er am Mae Hong Son Loop liegt. Das ist eine beliebte, 1000km lange Motorradstrecke, deren attraktivster Teil zwischen Pai und Chiang Mai liegt. Angeblich hat die Strecke 1864 Kurven, von denen 762!!! zwischen den beiden genannten Städten liegen. 


Na gut, gehen wir‘s an!


Es ist eine Landstraße mit einer Spur in jede Richtung und jeweils einem schmalen Standstreifen.

Die Straße ist in hervorragendem Zustand. Sehr wenige Schlaglöcher, kaum Unrat auf der Straße, wenige Hunde. Kurven sind gut ausgeschildert und bei Bedarf (und der ist da!) mit Warmschildern gespickt. 

Eine Traumstraße.








Gute 90km mit vielen Kurven, Steigungen und Gefällen warten auf mich. Die ersten 20 km sind moderat, ich fahre meist 50km/h, das geht ohne Probleme. Im Fahrtwind ist es angenehm kühl und die Sonne blendet nicht. Ich komme an einem Gasthaus vorbei und mache eine kurze Pause. 

Ein Kaffee passt immer. Bei den Temperaturen auch ein heißer.

Es ist auch ein anderer Reisender da. Ein Schweizer, wie sich herausstellt. Er wohnt in Chiang Mai und ist mit einer indischen Royal Enfield unterwegs. Wir reden eine Zeit, und dann geht es los. Hier fangen die Kurven RICHTIG an.

Na ja, was soll das? Jeder kennt Serpentinenstraßen mit endlosen und engen Kurven.

Nein!

Die sind nicht endlos. DIE hier sind endlos. 10 km fahren sind hier eine Ewigkeit. Und anstrengend ist es. Aber schön anstrengend. Man muss auf die Kurven achten (bin ich zu schnell?), nach hinten schauen, falls da irgendein Truck 10cm hinter einem lauert, um einen dann mit 3 cm Abstand zu überholen. Nach vorne schauen, ob der Gegenverkehr auf seiner Spur bleibt (nicht immer). Checken: was kommt nach der nächsten Kurve? Aber das ist einfach. Hier gilt die Regel: nach der Kurve ist vor der Kurve. 


Es geht durch Wälder (schön kühl) und durch offenes Gelände. Mal steht ein Tempel am Wegesrand, ich komme auch durch 3-4 Dörfer. Überholt werde ich selten, vielleicht 5-6 mal? Dabei bin ich langsam, immer so zwischen 40 und 50. Viel schneller geht allerdings auch nicht. Das frühe Losfahren hat sich gelohnt: die Strecke gehört mir. 

Bergauf, Linkskurve, Rechtskurve und dann bergab. Und wieder von vorne. 

Aber jede Kurve ist anders und die Landschaft wechselt immer wieder. 

Ein tolles Erlebnis. 10 km vor Pai halte ich noch mal an. 

Mein Hintern! Ich sitze nicht so toll. Ich habe den Rucksack zwischen den Beinen, aber dadurch findet vor allem mein linker Fuß nur noch wenig Platz. Das nervt. Aber besser, als den Sack auf dem Rücken. Und der Sattel kommt mir abschüssig vor. Alle paar Minuten rutsche ich wieder nach hinten. 








Bei der Rast inhaliere ich eine Flasche Wasser und esse ein kleines Pad Thai. Als ich weiterfahre, bin ich fast traurig, dass es NUR noch 10 km sind. Zudem werden es hier auch weniger Kurven. Männo…..!

Schließlich erreiche ich nach knapp 4 Stunden (incl. Pausen) Pai.

Done! 








Der Navi führt mich zu meinem, wie sich herausstellt, tollen Gasthaus. Ein großer Bungalow mit großem, modernen Bad, Klima, ein Fenster und die Terrasse gehen zum Fluss, das andere Fenster zum Pool. Ich denke, hier kann man es aushalten.


Rückblickend war das eine geniale Tour und ich bin (sorry) froh, dass der eine Vermieter zu hatte. Ursprünglich wollte ich nur eine Tour mit dem Scooter machen (Einwegmiete) und zurück per Bus fahren. Aber jetzt freue ich mich schon auf den Rückweg….








Aber vorher musste ich den Pool ausprobieren. 

Urteil: warm, aber erfrischend. Ich mache eine ausgiebige Mittagspause und gehe dann kurz ins Dorf, einkaufen. Fruchtsaft und Kekse für das Frühstück und eine Flasche Bier für heute Abend (ich habe einen Kühlschrank).

Aber dann muss ich erst noch mal in den Pool. Die Badehose ist ja auch kaum noch feucht!

Nach einer weiteren Pause habe ich dann das Dorf erkundet. Es gibt einen kleinen Markt und dann, am Busbahnhof, eine Walking-Street. Hier sind die ganzen Shops und Kneipen/Restaurants.










Es ist nett hier. Touristisch, nicht sehr groß, aber es hat Charme. 

Und die Leute scheinen relaxed zu sein. Es gibt 2-3 Massagesalons, aber die scheinen ohne „happy end“ zu sein. Die Frauen grüßen freundlich, ohne irgendein „massaaaaage“ oder „hey honey“ hinterherzurufen. Gefällt mir.

Ich schreibe diesen Text jetzt auf der Terrasse meines Bungalows und ja: es könnte mit schlechter gehen….




 

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